weidemond, 2021

Augenweide, Weidemond!
Wer sie wohl so übel lohnt?

Wer wagt es den Draht zu leiten?
Fremde Dächer zu bereiten?
Frech den Arm nach oben streckend,
Ihre Faust niemals versteckend …

Pippi Langstrumpf, selbstbewusst?
Krankenpflegerin, verrußt?
Auf Pantinen oder Socken
Gar vor Feuern unerschrocken
In den neusten Schlot gekrochen?

Walkie-Talkie an der Hüfte –
auf dem Laufband in die Lüfte!
Rücken verspannt, ihr Schopf unter Strom
Systemrelevant ist sie ja schon …

In eins…zwei langen Stunden lang
Wird‘s den gestähltesten Nerven bang
Wird die kühlste Glut entfacht

„Schon achtzehnhundert sechs und acht-
zig Arbeiter, Arbeiterinnen
Ein neues Leben, Jahrhundert beginnen“

Nun will sie nicht als Strohfrau dienen zurückzuschreiten
Zu den „guten alten Zeiten“ bevor der 1…2-Stundentag
Dem Streik der Arbeitenden vorerst unterlag.
So harrt sie in dieser Stellung aus, bis zwei Stunden täglich werden draus,
Als Mahnmal für die Kämpferei um den schönen ersten Mai.

Bei diesem Gedicht handelt es sich um ein Bildgedicht, das heißt, es ist die Antwort auf einen Bildimpuls.

Bildimpuls zu Weidemond © Helmuth Engels
Bildimpuls zu Weidemond © Helmuth Engels